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Innovationsforschung: Sprache - Geschlecht - Nachhaltigkeit
Die Rolle von Sprache im Prozess von Entwicklung und sozialem Wandel
wird weithin unterschätzt. (Verbale) Kommunikation ist das zentrale
Instrument, mithilfe dessen Wissen transferiert und innoviert wird.
Diese Prozesse laufen vielschichtig ab: Zwischen
Entwicklungsorganisation und Experten, zwischen Experten und
Lokalbevölkerung, besonders aber innerhalb der Lokalbevölkerung selbst,
in deren Institutionen und Organisationen geredet, gestritten und
gehandelt wird. Soziale, kulturelle und linguistische Unterschiede, und
Hierarchien wie Geschlecht, Bildungsgrad, Alter, Herkunft und Reichtum
strukturieren diese Prozesse ebenso wie Art und Grad der Organisation
lokaler Gruppen, ihre spezifischen Strategien der Kontrolle und
Aneignung von Innovationen, usw.
Die starke linguistische Fragmentierung der sog. Dritten Welt wird
oft als Hindernis für Entwicklung angesehen. Wir drehen den Spieß um:
Innoviert wird lokal und in lokalen Sprachen, nicht in einer der meist
schlecht beherrschten offiziellen oder ehemaligen Kolonialsprachen.
Wir kommen nicht darum herum, lokale Sprachen als Sine-Qua-Non von
Entwicklungsprozessen zu betrachten.
Das Forschungsprojekt untersucht diese Zusammenhänge
interdisziplinär in 4 Teilprojekten in Indonesien, Elfenbeinküste,
Uganda und Namibia. Ziel ist es, Indikatoren für sprachliche
Nachhaltigkeit zu erarbeiten, die auch in der Praxis zu einer
Veränderung von Entwicklungszusammenarbeit an der Basis führen sollen.
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