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Wirtschaftliche Aspekte im Projektgebiet

Auch ökonomisch gibt es durch die Migrationsströme gravierende Veränderungen, die sich insbesondere auf Dorfebene zeigen. Buginesische Zuwanderer kaufen mehr und mehr Land, bauen für die Region neue landwirtschaftliche Produkte an, die am Markt besser verkauft werden können und werden zur führenden Wirtschaftskraft im dörflichen Bereich. Die indigene Bevölkerung nutzt oft diese Möglichkeit des Landverkaufs zur Deckung von Schulden oder zur Befriedigung ihrer Konsumbedürfnisse, ohne sich die dadurch entstehenden langfristigen Konsequenzen zu vergegenwärtigen. Es entstehen somit Abhängigkeiten, deren Ausmaße bisher noch nicht einschätzbar sind.

Traditionell wird in Zentralsulawesi in erster Linie Reis angebaut, der in dieser Region das Grundnahrungsmittel darstellt. Die indigene ländliche Bevölkerung setzt sich aus überwiegend Brandrodungsbauern zusammen, die bei Bedarf Wald roden, um neue landwirtschaftliche Nutzfläche zu erzeugen. Andere landwirtschaftliche Nutzpflanzen werden in der Regel nicht angebaut. Ausnahmen sind Chilischoten, Kohl, Erdnüsse, Karotten und verschiedene andere Gemüsesorten, die in höher liegenden Regionen der Provinz angebaut werden. Früher wurden diese Produkte in erster Linie für den eigenen Bedarf verwendet. Heute werden sie zunehmend auch vermarktet. Zusätzlich gibt es Kaffee- und Kokosnussplantagen, deren Produkte auf dem Weltmarkt gut verkauft werden können. Mit dem Zuzug der Bugis nach Zentralsulawesi kam der Kakaoanbau in die Provinz. Heute prägen Kakaoplantagen oft das landschaftliche Bild. Die indigene Bevölkerung hat z. T. die Anbaumethoden und das Know-how von den Bugis übernommen. Da Kakao auf dem Weltmarkt nachgefragt ist, ergeben sich vorübergehend wirtschaftliche Vorteile für Bauern, die dieses Produkt anbauen. Die Diversifizierung der Anbauprodukte führte teilweise zu einer steigenden Prosperität der Region, ohne jedoch die gewünschte ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit zu erbringen.

Neue ökonomische Probleme indes erwuchsen gerade für das Projektgebiet aus dem Anstieg der Bevölkerung (vgl. oben) und der Inaugurierung des Nationalparks. Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist oftmals zu klein, die Bodenqualität durch Monokultur nach wenigen Jahren der Nutzung zu schlecht und der Regenwald steht als Ressource nicht mehr zur Verfügung. Es entstehen Diskrepanzen zwischen Ökologie und Ökonomie. Der Schutz der Biodiversität steht der flächenmäßigen Ausdehnung der Bevölkerung und ihrer Dorfgrenzen gegenüber. Nachhaltigkeit in ökologischer und ökonomischer Hinsicht wird zum zentralen Punkt des sozialen Gefüges. Bis auf einige Ausnahmen ist das Konzept von Nachhaltigkeit jedoch bisher wenig verbreitet: Die ökologische Nachhaltigkeit, die die langfristige Voraussetzung für eine ökonomische Nachhaltigkeit darstellt, wird größtenteils dem kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteil geopfert. Ausnahmen sind jedoch vorhanden.
In Toro, einem Dorf im Südosten des Nationalparks wurde der Begriff der Nachhaltigkeit in traditionelle Konzepte integriert und somit zum festen Bestandteil des Denkens der Dorfbewohner. Man ist sich hier darüber im klaren, dass die Reisfelder nur dann von Muränen geschützt werden können und das für den Reisanbau benötigte nur dann Wasser sichergestellt werden kann, wenn der Regenwald nachhaltig geschützt wird. Anderenorts ist das Bewusstsein der Bevölkerung nicht so weit. Hier sollte das wirtschaftliche Diversifizierungsprogramm des Entwicklungshilfeprojektes greifen, um die Bevölkerung behutsam, und sozial und wirtschaftlich verträglich, auf die neuen Umstände vorzubereiten – ein Postulat, das vielerorts noch umzusetzen ist.




























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