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Allgemeiner Hintergrund

Der indonesische Archipel, der insgesamt eine Fläche von nahezu 2 Millionen km² umfasst, erstreckt sich in west-östlicher Richtung über ca. 5000 km und in nord-südlicher Richtung über ca. 1900 km. Indonesien beheimatet ca. 500 ethnische Gruppen, die nahezu alle eine eigene Sprache sprechen. Bahasa Indonesia ist die offizielle Nationalsprache, die u.a. der interethnischen Kommunikation dient. Bis heute ist es jedoch so, dass viele Sprecher der Regionalsprachen die Nationalsprache begrenzt beherrschen. In Bezug auf Entwicklungskommunikation werden diese Sprachbarrieren durch fehlende Terminologien in den Regionalsprachen verstärkt. Dies führt zu gravierenden Hindernissen im sprachlichen Transfer von Know how und innovativen Konzepten, und damit zur potentiellen Nicht-Etablierung sprachlicher Nachhaltigkeit.

Dies beeinträchtigt wiederum eine nachhaltige Entwicklung, da ohne die vorauszusetzende sprachliche Nachhaltigkeit eine adäquate Indigenisierung innovativer Konzepte möglicherweise nur unzureichend auf lokaler Ebene durchsetzbar ist. Außerdem ist Bahasa Indonesia auf allen Ebenen, mit Ausnahme der lokalen Kommunikation, die Sprache, in der Verhandlungen geführt werden. Diese notwendige Sprachwahl für Aushandlungsprozesse kann die Bereitwilligkeit der Lokalbevölkerung innovative Konzepte aufzunehmen und zu akzeptieren, beeinträchtigen. Hindernisse bezüglich des Informationsflusses von unten nach oben und von oben nach unten werden durch den Variantenreichtum der Bahasa Indonesia, ihre unabgeschlossene Standardisierung und den großen Regionalspracheinfluß auf die Bahasa Indonesia verschärft. Die Konsequenz ist eine oft eingeschränkte Kommunikation zwischen den Mitarbeitern der Entwicklungshilfeprojekte und der lokalen Bevölkerung. Als Lösung dienen zweisprachige Vermittler, die diese Kommunikationslücke schließen sollen, indes die spontane Interaktion der beteiligten Parteien behindern.

Verbale und nonverbale Kommunikation sind im indonesischen Kontext von gleichrangiger Bedeutung und wechselseitig beeinflussend. Öffentliche Debatte und privates Gespräch unterliegen beide gleichermaßen einer strikt hierarchisch strukturierten sozialen Ordnung (adat) Das System des Bapakismus („Vatersystem“) erlaubt in erster Linie prominenten Mitgliedern der Gesellschaft das Recht zu sprechen, während andere starken Restriktionen unterliegen, insbesondere die Gruppe der Frauen und Personen, die weniger gut Bahasa Indonesia beherrschen.

Ein weiterer, wichtiger und „höchst entwickelter“ Aspekt des Adatsystems bezüglich der Entscheidungsfindung und der damit in Zusammenhang stehenden Aushandlungsprozesse ist die Verwendung eines „passenden Kanals“ oder „Filters“ (Draine u. Hall 1986), ohne den der Zugang zur Zielgruppe nicht etabliert werden kann.

Das hier beschriebene Forschungsprojekt untersucht die diglossische Verteilung von Bahasa Indonesia und Kaili in Aushandlungsprozesse. Kaili ist eine von ca. 500 in Indonesien gesprochenen Regionalsprachen mit ca. 130.000 Sprechern. Sie gehört, wie ihre Nachbarn (Pipikora, Lindu, Sedoa, Napu und Bodo), zur Kaili-Pamona Untergruppe der Zentralsulawesi-Sprachengruppe (Wurm u. Hatori 1983). Ca. 70% der Bevölkerung gehören zu in der Region lange ansässigen ethnischen Gruppen. Die restlichen 30% sind Immigranten, die sich gerade in rezenter Zeit verstärkt in die Kaili-Region ansiedeln.

In dieser Region ist ebenfalls das Entwicklungshilfeprojekt CSIADCP (Central Sulawesi Intergrated Development and Conservation Project) angesiedelt, das die Untersuchungsgrundlage dieses Forschungsprojektes darstellt. Das CSIADCP-Projekt, von der Asian Development Bank (ADB) finanziert, dient in erster Linie der dörflichen, ländlichen und regionalen Entwicklung, und wird seit 1999 am Rande des Lore-Lindu-Nationalparks durchgeführt. Ziel des CSIADCP-Projektes ist die Verbesserung der sozioökonomischen Bedingungen der Dörfer am Rande des Nationalparks und die Absicherung der materiellen Bedürfnisse ohne Nutzung der Ressourcen des Nationalparks.

Obwohl Bahasa Indonesia die primäre Arbeitssprache für die Durchführung des Projektes ist, bleibt sie für die Mitglieder der Zielgruppen in den Dörfern eine Zweitsprache. Dies und die oben beschriebene dominante Rolle der Bahasa Indonesia in Aushandlungsprozessen marginalisiert sprachlich die lokalen Akteure auf unterster Ebene. Dies wiederum führt zu einer für Indonesien untypischen Situation, dass eine Subvariante der Bahasa Indonesia als Arbeitssprache auf unterster Ebene eingesetzt wird und somit eine abgestufte Diglossie oder sogar eine Triglossie zwischen unterschiedlichen Varianten der Bahasa Indonesia und Kaili entsteht.































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